Vergönnen

Rabbi Nilton Bonder beschreibt in seinem Buch „Neid für Profis“ wie das Jiddische ein besonderes Verb hat, das in den meisten anderen Sprachen unbekannt ist: farginnen. Es bedeutet den Raum zu öffnen um Vergnügen zu teilen. Im Deutschen lässt es sich am ehesten mit dem Wort „vergönnen“ übersetzen.

Das Gegenteil dazu wäre „beneiden“, das Glück anderer nicht zu mögen oder sich darüber zu ärgern. Farginnen oder vergönnen bedeutet, einen Bund mit dem Vergnügen oder Glück eines Anderen zu schließen.

Seien wir mal ehrlich mit uns selbst... wie oft erzählt jemand von einer glücklichen Lebensphase, einem spontanen Glücksfall oder einer erfolgreichen Geschäftsidee und wir selbst – während wir nach außen natürlich die Gratulation und das Mitfreuen ausdrücken – sind nicht so ganz bei der Sache. Warum der... und nicht ich... was könnte ich nicht alles besser gebrauchen... ich hätte es doch viel mehr verdient – ich kenne solche Gedanken jedenfalls von mir selbst.

Nilton Bonder spricht davon, dass farginnen bzw. vergönnen Schulung und Disziplin erfordert, weil es bei Menschen selten von Natur aus besteht. Wir können es allerdings lernen. In diesem Fall geht es nicht darum, dem Bauchgefühl zu folgen, da dies oft zu Neid führen könnte. Wir können daran arbeiten, Gelegenheiten zu farginnen aktiv zu suchen, um sie nicht zu verpassen. Es führt uns zu einer Freiheitserfahrung, die uns von der schweren Last des Neides befreit. Nilton Bonder schreibt: „Farginnen knüpft Netzwerke des Vertrauens, die das Leben bereichern.“

Was könntest du jemand anderen gerade vergönnen?